Seit dem Aufkommen des Corona-Virus hielt das Climate-Crisis-and-Migration-Team die meisten seiner Meetings online ab. Wir lernten, dass sich vieles auch digital, ohne persönlichen Kontakt regeln ließ. In manchen Aspekten des Lebens reicht es jedoch leider nicht aus, sich still in seinem Kämmerchen zu verschanzen und allenfalls über einen Bildschirm Kontakt nach draußen zu suchen.
Genau so ein Fall war der Wiener Klimastreik am 25. September, der von der internationalen Organisation „Fridays for Future“ organisiert und geleitet wurde. Obwohl vom Teilnehmen an größeren Veranstaltungen in letzter Zeit abgeraten wurde und wir sonst auch sehr vorsichtig sind, war uns von Anfang klar: „Zu diesem Event, zu dieser Aktion, da müssen wir hin!“ Zu viel steht auf Spiel, um zu Hause zu bleiben, um still zu sein.
Also trafen wir uns am Freitag um 10 Uhr vormittags bei leichtem Nieselregen beim Sammelpunkt Wien Mitte - Schutzmasken und ein großes, farbenfrohes Banner inklusive, um für das Klima zu marschieren. Wenn es um Proteste und Demonstrationen geht, höre ich immer wieder von Bekannten sehr negative Worte: „Warum tut man sich das an?“, „Ist doch nicht mein Problem.“, „Demos sind nervig, weil sie den Verkehr blockieren.“ et cetera, et cetera. Doch meiner Meinung nach sind Demonstrationen ein extrem wirksames Mittel, um politischen Druck zu erzeugen, politischen Druck, den wir gerade im Kampf gegen die Klimakrise so dringend brauchen. Denn egal, wie viele Menschen mit den Öffis fahren, vegan essen oder Plastik sparen, es werden immer noch 71% aller Emissionen von nur 100 Firmen erzeugt. Solange die Politik hier keinen Druck ausübt, wird sich nichts ändern und alle persönlichen Bemühungen, das Klima zu schützen und unsere Erde zu retten werden zu Nichte gemacht.
Deshalb ist es wichtig - auch in Zeiten von Corona - auf die Straße zu gehen und laut zu sein. Auch wenn es auf der Welt und leider auch in Österreich unzählige andere Probleme gibt, von denen einige kurzfristig vielleicht dringender oder wichtiger erscheinen, als die Klimakrise, sind sie das meiner Ansicht nach nicht. Wenn wir für unsere sterbende Erde, für unseren verschwindenden Lebensraum nicht ganz schnell eine Lösung finden, sind alle anderen Probleme nichtig. Es gibt keine Wirtschaftskrisen, wenn es keine Wirtschaft mehr gibt, es gibt keine Wahldebatten, wenn es keine Staaten mehr gibt, es gibt keine Arbeitslosigkeit, wenn es keine Menschen mehr gibt.
Die Klimakrise ist vielleicht das größte Problem des 21. Jahrhunderts und darum müssen wir auf die Straße gehen - natürlich Vorsicht walten lassen, Maske tragen, Abstände einhalten, aber auf die Straße gehen. Zeigen, dass es so nicht mehr geht, dass der Status quo nicht genug ist.
Der Protest am Freitag war sehr gut organisiert. „Fridays for Future“ achtete darauf, dass alles Corona-konform ablief. Auch die Solidarität unter den Protestierenden war bewundernswert. Ich habe beispielsweise nicht mitbekommen, dass irgendjemand seine Maske falsch getragen hätte. Das erscheint mir persönlich sehr wichtig, da ja auch ältere Mensch, wie die „Omas gegen Rechts“ auf dem Protest vertreten waren. Das macht mich stolz, wir müssen aufeinander achten und uns gegenseitig schützen. Außerdem nimmt man mit dem Einhalten der Regeln den Wind aus den Segeln der Protestgegner und Klimaleugner, von denen es leider immer noch viel zu viele gibt.
Es wird Zeit, dass die Dringlichkeit der Klimakrise in der gesamten Gesellschaft ankommt. Es wird Zeit, gemeinsam und vereint zu handeln - zu handeln, bevor es zu spät ist.
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Ein Text von Hannah Scheidemandel