unsichtbar ist ein von Livia Klein und UNSA Vienna initiiertes, aktionskünstlerisches und interdisziplinäres Symposium zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen*, das von 26. November bis 08. Dezember 2021 im Volkskundemuseum Wien stattfindet. Es soll eine emotionale und fachliche Auseinandersetzung mit dem Thema sein und auf die individuellen, aber auch auf die gesellschaftlichen Auswirkungen verweisen: im Rahmen einer Ausstellung, die unterschiedliche künstlerische Positionen zeigt, einer Podiumsdiskussion, die auf inhaltlicher Ebene vermittelt und diverse Workshops, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von sexualisierter Gewalt beschäftigen.
Aufgrund der Covid-19-Pandemie sind die Teilnahmeplätze der Veranstaltungen und Workshops begrenzt. Unter dem angeführten Link kann man sich für die Vernissage, Podiumsdiskussion und verschiedenen Workshops anmelden.
Zur Anmeldung geht es hier.
Sexualisierte Gewalt kann in verschiedensten, häufig auch versteckten Formen auftreten, die individuell ernstgenommen werden müssen. Bei unsichtbar sollen vor allem Situationen aufgegriffen und behandelt werden, die in der Gesellschaft oftmals bagatellisiert werden und dennoch gravierende Auswirkungen auf Betroffene haben. Vor diesem Hintergrund schafft unsichtbar einen interdisziplinären Diskurs, der als Sprachrohr für Betroffene und deren Geschichten wirkt und die Folgen sexualisierter Gewalt offenlegt. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass die entstandenen Traumata sowie psychischen Verletzungen oft tiefergehend sind, als den Betroffenen und ihren Angehörigen bewusst ist, und gesellschaftliche Folgen haben. unsichtbar fungiert hierfür als Raum der Solidarität und Gemeinschaft, bietet Bewusstsein und Unterstützung, um die oft damit einhergehenden Gefühle der Unsichtbarkeit ins gegenteilige Licht der öffentlichen Wahrnehmung und Sichtbarkeit zu rücken.
AUSSTELLUNG & BETEILIGTE KÜNSTLER:INNEN:
Von 26.11.2021 bis 08.12.2021 zeigt die unsichtbar Ausstellung im Volkskundemuseum Wien Arbeiten von Künstler:innen zum Thema. Über Sinneseindrücke soll das Gefühl bzw. der Seelenzustand nach sexuell missbräuchlichen Erlebnissen spürbar gemacht werden. Die künstlerischen Werke, die eine breite Palette umfassen (Fotografie, Literatur, Sound, raumspezifische Installationen), gewähren den Besucher:innen einen Einblick in den Gedankenkosmos von Betroffenen. Kunst als Kommunikationstool wird hier genutzt, um das öffentliche sowie persönliche Bewusstsein in der Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt gegen Frauen* zu fördern.
Katharina Brandl
Für Unsichtbar hat Katharina Brandl weiße, transparente Gardinen bestickt. Diese stehen für eine gewisse Heimeligkeit und Privatsphäre. Die meisten Morde ereignen sich Zuhause, im privaten Umfeld. Ein Vorhang ist mit Daten und Orten der Femizide 2021, ein anderer mit sexistischen Aussagen bestickt. Sprache wird in Katharina Brandls Arbeit nicht nur als Kommunikation gesehen, sondern als Ausdruck des Denkens und Handelns, sie kann verletzend und erniedrigend sein. Gewalt beginnt schon in der Sprache und diese eher „unsichtbare“ Form von Gewalt möchte die Künstlerin sichtbar und erlebbar machen.
Livia Klein und Kyrill Zierotin
Für unsichtbar komponieren der Musiker Kyrill Zierotin und die Literatin Livia Klein atmosphärische, experimentelle Klänge, die die Gedichte von Livia Klein musikalisch untermalen. Ein auditives Kino-Erlebnis wird generiert, um so tief in den Gedankenkosmos der beiden Künstler:innen eintauchen zu können.
Vitoria Monteiro und Mona Abdel Baky
Für unsichtbar entwerfen die beiden Künstlerinnen eine raumspezifische Installation mit dem Namen „ABAPORU“. Die Installation mit wurde mit lambe, einer grafischen Technik mit Weizenpaste erstellt. Biologisch abbaubare Plakate werden im öffentlichen Raum in die urbane Architektur integriert. Das Motiv für die Installation ist Teil der Recherche eines zukünftigen Filmprojekts, dass sich mit deutschen und brasilianischen Modernistinnen* und deren Arbeit rund um Selbstporträtierung und Identität auseinandersetzt. So soll eine dekoloniale Kritik an den deutschsprachigen Modernismus visuell abgebildet werden. Der Name dieser Installation setzt sich auseinenader durch das Sprichwort „Der Mensch, dar Menschen isst“ und dem bekanntesten Gemälde Brasiliens, das von Tarsila do Amaral entworfene „Abaporu“. Dieses Gemälde war das erste Werk, das große Sichtbarkeit bekam. Die brasilianische visuelle Identität wurde als eine Reproduktion der europäischen ästhetischen Idealen kritisiert. Trotz Umbruch, bleiben die Geister der Unsichtbaren; die Geister des Modernismus, des Kolonialismus und des europäischen Reichtums.
Nicole Toferer
In Nicole Toferers künstlerische Arbeit zu unsichtbar zeigt sie unterschiedlichste Geschichten und Facetten. Ihre Arbeiten lassen einiges unausgesprochen. Dinge, über die ohnehin nie geredet wird oder die ohnehin kein passendes Thema für den Esstisch sind. Hier fließen auch einige persönliche Aspekte in ihre Arbeit ein. Bei ihrer künstlerischen Arbeit für unsichtbar hat sie nicht nur verstärkt inhaltlich gearbeitet, sondern sich auch mit Frauenvereinen und betroffenen Frauen* vernetzt und zusammengearbeitet. Die Fotografien sind unter anderem das Resultat einer anonymen Umfrage zu sexueller Gewalt, die eigens für dieses Projekt erstellt wurde. Resultierend daraus zeigen die Fotografien Tatorte, Kleidung, die getragen wurde und transportieren auch die Gefühle, das Erlebte von Betroffenen. Einige Fotografien erzählen so zahlreiche Geschichten, andere auch nur eine einzige.
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PODIUMSDISKUSSION, Freitag 03.12.2021 um 18:00 im Volkskundemuseum Wien:
Die unsichtbar Podiumsdiskussion am 03.12.2021 um 18:00 Uhr im Volkskundemuseum Wien bietet unter der Moderation von Helena Gabriel-Oiwoh eine interdisziplinäre Interaktion zwischen Künstler:innen und fachlichen Expert:innen zum Thema. Inhaltlich behandelt die Podiumsdiskussion den Schwerpunkt, was getan werden muss/soll, um sexualisierte Gewalt gegen Frauen sichtbar zu machen, und warum. Am Podium sitzen Livia Klein (Künstlerische Leitung von Unsichtbar), Brigitte Soran (Orange the World Kampagne), Clara Bohmann (Aktivistin) und Elena Castelluci (Holistic Health Coach).
Zur Anmeldung für die unsichtbar Podiumsdiskussion geht es hier.
WORKSHOPS am Samstag, 04.12.2021 ab 9:30 Uhr und am Sonntag, 05.12.2021 ab 9:00 Uhr im Volkskundemuseum Wien
Ein besonderes Anliegen von unsichtbar ist der Einbezug von Mädchen und jungen Frauen mit speziell auf diese Zielgruppe ausgerichteten Workshops.
Samstag, 04.12.2021
9:30-10:30 Uhr: Workshop 1 - „Sexualisierte Gewalt und Femizide“ durchgeführt von UNSA Vienna unter der Leitung von Fatma Uysal
11:00-12:00 Uhr: Workshop 2 - „Aktivismus gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen“ durchgeführt von Aktivistin Clara Bohman
13:00-14:00 Uhr: Workshop 3 - „Unter die Haut gehen: Trauma & unbewusste Arten von Stress bei Frauen“ durchgeführt von Health- & Wellness Coach Elena Castellucci
14:30-16:00 Uhr: Workshop 4 - „Sexualisierte Gewalt online und was frau* dagegen tun kann“ durchgeführt von Saferinternet.at unter der Leitung von Alexandra Wonka
19:00: Workshop 5 - "Vulva Visability: Vulva Abdruck Session und Workshop" durchgeführt von der Künstlerin Gloria Dimmel und der Kulturmanagerin Paula Marschalek
Sonntag, 05.12.2021
9:00-10:30 Uhr: Workshop 6 - „Prävention sexualisierter Gewalt“ durchgeführt von Landeskriminalamt Wien unter der Leitung von Chefinspektorin Christina Gabriel (Fachbereichsleiterin der Gewalt- und Suchtdeliktsprävention) und Abteilungsinspektorin Franziska Tkavc (stv. Leiterin des Fachbereiches Kinderschutz)
11:00-12:30 Uhr: Workshop 7 - „Vulva, weibliche* Sexualität und sexualisierte Gewalt inkl. Vulva-Basteltisch“ durchgeführt von Viva la Vulva
13:00-14:00 Uhr: Workshop 8 - „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen* mit Behinderung“ durchgeführt von Ninlil unter der Leitung von Lisa Udl
Zur Anmeldung für die einzelnen Workshops geht es hier. Die Teilnehmer_innenzahl bei den Workshops ist auf jeweils 15 Personen beschränkt.
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